Gedankenbilder.
Von Menschen und Fliegen.
Nein, ich gehöre nicht zu denen, die sich „fragen, was da los
ist“. Bei uns im Osten war es sehr gut ersichtlich, was „Westen“
und "Kapitalismus" ist, da es nicht schleichend, sondern im
Hauruck-Verfahren stattfand. Da wurden von heute auf morgen
viele Leute auf Posten gesetzt, auf denen sie von der fachlichen
wie charakterlichen Eignung her nichts zu suchen hatten. Und die
holten sich auch „heimischen“ Schmutz zur Hilfe.
Bereits zuvor, vor allem in den letzten Jahren der DDR, wurde
dieser Fehler dort genauso gemacht, aber bei weitem nicht in
diesem krassen, verheerenden Ausmaß! Und so hatten wir nach '90
plötzlich vielfach Deppen als Vorgesetzte. Und eben nicht nur das,
auch oftmals charakterlich das Letzte.
Zur Abwechslung mal nach Eignung und Qualität zu gehen, wäre dem
Land daher zu empfehlen. Zumindest in den letzten 100 Jahren war
das ja nicht der Fall.
Gott lacht jedenfalls nicht mehr. Das zweite Mal in einem
Jahrhundert! Ein Blick in Heinrich Manns „Der Untertan“ zeigt
einiges. Da unterscheidet sich heute nichts von damals. Und kommen
geistig Minderbemittelte und Kleingeister „nach oben“, ist es um
ein Land geschehen. Wie bitte soll ein Gerät denn auch laufen,
wenn es mit leeren Batterien bestückt ist (und an keinen
Stromkreis angeschlossen)? Obendrein haben solche Leute parallel
eben oft auch noch psychische und dadurch „charakterliche
Probleme“.
Mir fällt in dem Zusammenhang ein SciFi-Roman ein, den ich vor
langer Zeit las:
Stanislaw Lem, „Der Unbesiegbare“,
erschienen 1964.
(Leseprobe) Er hatte bei mir gewaltigen
Eindruck hinterlassen, war spannend wie düster, dystopisch
zugleich und ich dachte mir: Das kommt hoffentlich nie!
Und was ist?
Gott lacht nicht mehr.
Die Geschichte: Auf dem fernen Planeten Regis III waren
unbeseelte „Fliegen“, Mikroroboter, sich selbst organisierend als
Schwarm bzw. Wolke fähig, die Erinnerungen der dort gelandeten
Menschen zu eliminieren und Erwachsene zu unbeholfenen Säuglingen
degenerieren zu lassen. Sie verhungerten, trotz Nahrung. Sie
verdursteten, trotz Wasser. Sie wussten nicht mehr, wie Essen und
Trinken geht, denn jene „unbeseelten Fliegen“ waren in der Lage,
das Gehirn eines Lebewesens derart zu entleeren, dass es stirbt.
Der "Unbesiegbare“ als Folgeraumkreuzer mit menschlicher
Besatzung, sollte das Verschwinden eines vorher auf Regis III
gelandeten Raumschiffs aufklären. Einer der noch gefundenen,
eingefrorenen früheren Besatzungsmitglieder der "Kondor" zeigt als
letzte Gehirnaktivität lediglich zusammenhanglose Laute. Abgesehen
von einem riesigen See mit unterirdischem Leben, hatten die
„Fliegen“ auf diese Weise alles Leben auf Regis III vernichtet.
Hörspiel-Cover mit Hörprobe:
Auch die Crew des "Unbesiegbaren" bekam es mit diesen „Fliegen“ zu
tun. Letzten Endes überlisteten sie jedoch die Teilchen, verließen
den „dummen“ Planeten und flogen zurück in
ihre Heimat.
Mit Hilfe von Technik gelang ihnen das jedoch nicht. Hätten sie
das Unvorstellbare nicht gedacht, wären auch sie... Der
menschliche Geist, sein Verstand, die Vernunft waren entscheidend.
Technik ist gut - so lange sie Leben unterstützt, erleichtert,
nicht vernichtet oder dazu dienen soll, des Menschen eigene
Fähigkeiten zum Erliegen zu bringen. Und das ist ja in erster
Linie Denken. Wie viele denken heute genau deswegen aber nicht
mehr, sondern lassen denken, sich sagen, was sie denken sollen.
Verblödetes Glotzen auf „Dargebotenes“. Da rührt sich bei vielen
nichts mehr zwischen den Ohren. Wiedermal nicht. Und davor wohl
demnach auch schon recht wenig.
Die Sache mit dem Hammer und wie man ihn benutzt: Zum
Einschlagendes Nagels oder zum Töten.
Und nein, das Böse gehört
nicht zur menschlichen Natur -
so
lange er sich an die erinnert.
Ich erinnere mich noch gut daran und viele andere hier auch. Das
Leben in der DDR war insgesamt menschlich, bodenständig und
friedlich. Frei von Ängsten, denn die Existenz war gesichert, auch
das der Kinder, Kranken und Alten. Es sei denn, man war gegen den
Staat, gegen
seine Existenz. Aber dazu hatten wir im
Wesentlichen keinen Grund. Kritik an einigen Dingen, das war etwas
anderes. Nichts ist perfekt.
Sorgenfrei, aus heutiger Sicht auf jeden Fall. Bis der Westen kam,
denn darin hatte es „Fliegen“.
Geblieben sind Erinnerungen an unbeschwerte, schöne Jahre, vor
allem eine herrliche Kindheit, voll mit Spielen draußen, Sport,
Kultur, guter Bildung und Freiheit. Wir durften. Wir durften
lernen, uns ausprobieren, Grenzen erforschen, die unsrigen wie die
der anderen. Wozu so eben auch gehörte, zu erfahren, dass wir
nicht die Einzigen sind, die es „auf der Welt“ hat. Brüllen und
Schreien wie die Kaputten, nur weil uns danach war? Ne, hatte
Folgen und keine guten.
Und was ist heute?
Ich hab sie satt, diese Gutmenschen mit ihrer „Moral“, die keinen
Pfifferling wert ist, und ihren Mini-Monstern, die als „gute
Eltern“ ihren Gören
alles gestatten, weil selbst auch schon
seelenlose, sinnentleerte „Kapitalismusprodukte“. Ihre „geliebte
Freiheit“ ist Anarchie und ihre „Individualität“ nur
Ich-Bezogenheit. Wenn einer davon schwafelt, dass er das
„nicht verlieren will“, weiß ich sofort, mit wem ichs zu tun
hab... und fliehe lieber in
meine Heimat.
Die frühen 90er-Jahre waren im Osten so aber noch schöne,
angenehme, auch wenn damals dieser Mist schon begann. Zusätzlich
zu den „eingeschwappten“ Idioten spülten die dann ja auch noch den
Bodensatz des Ostens nach oben. Durfte ja keiner „mehr“ sein als
„die Herren des Westens“.
Und so habe ich mich ab dem neuen Jahrtausend doch lieber auch
wieder ganz von der Jägerei verabschiedet, obwohl gerade erst
begonnen. Noch später betraf es das Fliegen (Lernen). Ein Versuch,
den ich dann abbrach. Im Moment ist es überall „sinnlos“.
Ich höre Gott nicht mehr lachen. Er hat wohl die Nase voll von
seiner Schöpfung, denn so war sie nicht gedacht. Sie sollten sich
vorwärts und nicht rückwärts entwickeln, der Mensch klüger werden,
nicht dümmer. Auf „wessen Seite er steht“, ist damit allerdings
auch klar. Aber die meisten im Westen glauben ja sowieso nicht
mehr an ihn, schon lang nicht. Sie wissen es besser, so wie sie
alles besser wissen.
Mit Gott verbunden zu sein heißt, mit der Natur verbunden zu sein.
Mit ihr zu leben und das ist mehr als nur „drin sein“. Dazu
braucht man keine Glaubensrichtung - oder Gesetze. Schon gar nicht
in die Kirche zu rennen, ein- oder auszutreten.
Insofern waren die indigenen Völker ihm näher als alle, die nach
ihnen kamen. Hatte man ihm aber Gesichter und Namen verpasst,
wurden sie „gottlos“... Menschenopfer, Menschen gequält und
abgeschlachtet, Angriffskriege geführt, um an des anderen Besitz
zu kommen, und all das auch noch in seinem Namen. Hochmut. Und so
gingen sie unter.
Nie alle. Einige wussten, dass sie nicht mehr sind als der andere.
Nicht mehr als all diese Wunder, die uns umgeben. Dass die Natur
regelt, von sich aus, ohne hochmütiges (un)menschliches
Zutun. Weil sie nur ein Teil sind, nicht mehr, aber auch nicht
weniger. Wie sich etwas entwickelt: Reine Naturgesetze, die des
Lebens.
Das Bildnis der Arche. In Lems Roman war sie „Der Unbesiegbare“
und damals sogar noch die Erde.
Bis bald.
See you soon
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